CIO Kommentar, Montag, 29. April 2024
Für die Eurozone mehren sich die Anzeichen für eine Aufhellung der konjunkturellen Entwicklung in den kommenden Monaten. So hat der Einkaufsmanagerindex (Composite) gemäss vorläufigen Daten für den Monat April weiter zugelegt und liegt mit 51.4 Punkten über der kritischen 50-Punkte-Marke. Dabei signalisieren – vereinfacht gesagt – Werte unter 50 eine Kontraktion der Wirtschaft, Werte darüber eine Expansion. Dies ist grundsätzlich eine positive Nachricht, deuten doch die Konsensprognosen mit +0,5 % für 2024 bislang nur auf einen schwachen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts hin.
Dabei ist jedoch nicht alles Gold, was glänzt. Positiv ist, dass der Index für die Dienstleistungen stärker zulegen konnte als erwartet. Er wird mit 52.9 Punkten angegeben und liegt damit etwas deutlicher im expansiven Bereich. Wichtig ist dies, weil der Dienstleistungsbereich in den industrialisierten Staaten die Wirtschaft dominiert. So wird die mit Abstand grösste Wertschöpfung im tertiären Bereich erzielt und es werden in diesem am meisten Menschen beschäftigt. Negativ ist dagegen, dass der konjunktursensitive Industriesektor weiterhin nicht wirklich in die Gänge kommt. Der Index für den Industriebereich gab vielmehr nach den vorläufigen Daten wieder etwas nach und wird bei 45.6 Punkten notiert. Die Erwartungen der Ökonomen wurden entsprechend verfehlt.
Etwas Hoffnung gibt dabei die Tatsache, dass der Indikator für Deutschland leicht zulegen konnte. Auch der deutsche ifo-Index setzte seine Erholung fort. Er stützt sich im Verarbeitenden Gewerbe auf weniger pessimistische Erwartungen für die kommenden Monate. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sich sowohl der ifo-Index als auch der Einkaufsmanagerindex der Industrie trotz der erfolgten Stabilisierung nach wie vor auf einem im Zeitablauf tiefen Niveau bewegen. Eine dynamische Entwicklung Europas grösster Volkswirtschaft ist daraus zum jetzigen Zeitpunkt jedenfalls nicht ablesbar.
Die schwache Industriekonjunktur und der anhaltende Trend hin zu tieferen Teuerungsraten in der Eurozone geben der Europäischen Zentralbank ausreichend Spielraum, die Leitzinsen – wie vom Markt erwartet – im Juni erstmals wieder zu senken. Seitens der EZB sind für das laufenden Jahr nach wie vor drei Leitzinssenkungen eingepreist, für die SNB noch ein bis zwei.
Wir rechnen deshalb am kurzen Ende der Zinsstrukturkurven nicht mit einer Ausweitung der Renditedifferenz zwischen dem Franken und dem Euro. Entsprechend erachten wir einen Euro-Franken-Kurs von 0.95 CHF je Euro weiterhin als wahrscheinlich.
In den USA haben die zuletzt veröffentlichten Wirtschaftsdaten dazu geführt, dass im laufenden Jahr nur noch eine Zinssenkung der Fed am Markt mit einer entsprechend hohen Wahrscheinlichkeit eingepreist ist. Ein zweiter Zinsschritt in 2024 ist zunehmend unsicherer geworden. Zwar ist das US-BIP im ersten Quartal gemäss der ersten Schätzung (die nicht selten noch deutliche Korrekturen erfährt) mit +1,6 % (QoQ, annualisiert) schwächer als erwartet angestiegen, gleichzeitig stellten sich aber die damit verbundenen Inflationsdaten und der PCE-Deflator etwas über den Prognosen ein.
Während sich die Zinssenkungsphantasien in den USA zeitlich weiter nach hinten verschoben haben, ist die Konsensprognose (Median) für das US-BIP weiter gestiegen und signalisiert nun für 2024 einen Anstieg um 2,4 %. Während spätere Leitzinssenkungen seitens der Fed die Märkte eher belasten, werden diese durch sich verbessernde Konjunkturerwartungen gestützt. Trotz der zeitlichen Verzögerung gehen wir weiter davon aus, dass auch die US-Notenbank in diesem Jahr mit der Senkung der Leitzinsen beginnen wird. Wir sind deshalb bei den Aktien weiterhin fast 3% (im Vergleich zur strategischen Quote) übergewichtet.
Der Schweizer SMI-Index startet heute nahezu unverändert in die neue Woche. Der deutsche Aktienindex (DAX) gewinnt rund 0,2%. Für die US-Aktienindizes signalisieren die Futures derzeit einen leicht freundlichen Wochenstart (Stand ca. 09:30 Uhr, 29.04.2024, Basel Zeit).