Accesskeys

Marktausblick

US-Wirtschaft im 3. Quartal mit hohem Wachstum

CIO Kommentar, Montag, 30. Oktober 2023

Dr. Stefan Kunzmann, Leiter Investment Research

US-Wirtschaft stärker als erwartet

Nach den am vergangenen Donnerstag publizierten vorläufigen Zahlen zum US-BIP (erste Schätzung) hat die Konjunkturdynamik der Vereinigten Staaten erneut positiv überrascht – und die bereits hohen Markterwartungen übertroffen. Der Anstieg des BIP wurde mit 4,9% (QoQ, annualisiert) angegeben, was deutlich über der Konsensprognose von 4,5% (Quelle: Bloomberg) lag. Auch wenn die erste Schätzung nicht selten deutlicheren Revisionen unterzogen wird, weisen die Daten auf eine anhaltend robuste Verfassung der US-Wirtschaft hin.

Einen wichtigen Beitrag liefert dabei – nicht zuletzt auch dank der weiter tiefen Arbeitslosenquote – der Konsum der privaten Haushalte (+4%). Dieser ist für rund 70% der US-Wirtschaftsleistung verantwortlich und gilt als wichtige Stütze für die Konjunktur.

Ob die überraschend positive Entwicklung der US-Wirtschaft so weiter gehen kann, bleibt aber ungewiss. Zwar sind die Wirtschaftsdaten zuletzt stärker als erwartet ausgefallen und die veröffentlichten Frühindikatoren legten zu, die Finanzierungsbedingungen haben sich dennoch infolge der restriktiven Geldpolitik der US-Notenbank verschärft.

Prognose: Verlangsamung der Wirtschaftsleistung

Entsprechend deuten die Prognosen für die kommenden Quartale auf eine stärkere Abschwächung der Wirtschaftsleistung hin. Dies gilt speziell für das erste und das zweite Quartal 2024, für die der Konsens (Median-Prognose) gerade einmal einen Anstieg von 0,2% bzw. 0,5% (QoQ, annualisiert) in Aussicht stellt. Dies würde im Vergleich zu heute zwar eine deutlich schwächere Konjunkturdynamik bedeuten, aber keine Rezession.

Wie sich Lage weiterhin entwickelt, bleibt abzuwarten. So haben die privaten Investitionen in den vergangenen beiden Quartalen (trotz der hohen Zinsen) stärker als erwartet zugelegt, was nicht zuletzt mit den von der Biden-Administration verabschiedeten Investitionsprogrammen zusammenhängen dürfte. Wir halten deshalb an unserer bisherigen Einschätzung fest und rechnen mit einer zwar deutlich schwächeren, aber leicht positiven Konjunkturdynamik in den USA.

EZB ohne weitere Zinserhöhung

Im Gegensatz zu den USA befindet sich die Wirtschaft der Eurozone in einer deutlich schwächeren Verfassung. Die Wachstumsraten im Währungsraum weisen deutliche Unterschiede auf, die Wirtschaft Deutschlands – der grössten Volkswirtschaft Europas – befindet sich in einer Rezession. Daran ändern auch die Frühindikatoren nichts, die in der vergangenen Woche veröffentlicht wurden. Diese haben sich für Deutschland zwar geringfügig verbessert, aber sowohl der ifo-Index als auch der Einkaufsmanagerindex der Industrie bewegen sich auf einem sehr tiefen Niveau.
Entsprechend ist es wenig überraschend, dass die EZB vor dem Hintergrund der sinkenden Teuerungsraten auf eine weitere Erhöhung der Leitzinsen verzichtet hat. Der Trend hin zu rückläufigen Inflationsraten ist intakt. Ökonominnen und Ökonomen rechnen damit, dass im Verlauf des kommenden Jahres wieder eine "Zwei" vor dem Komma stehen wird.

Wir gehen demnach davon aus, dass der Zenit der Leitzinserhöhungen erreicht ist. Dies gilt nicht nur für die EZB, sondern auch für die US-Fed und für die SNB. Auch am Markt sind aktuell keine weiteren Leitzinserhöhungen seitens der drei Notenbanken eingepreist.

Krieg im Nahen Osten

Auch nach über drei Wochen ist ein Ende des Krieges zwischen Israel und der Hamas und damit des menschlichen Leids leider nicht in Sicht. Die Verhandlungen um die Freilassung der Geiseln gehen weiter. Die israelische Armee hat im Norden von Gaza mit Bodenoperationen begonnen.

Um dem hohen Eskalationspotenzial zu begegnen, haben die USA ihre Militärpräsenz in der Region verstärkt. Dies als Signal an den Iran und die von ihm unterstützten Hisbollah-Milizen, um diese von einem direkten Kriegseintritt abzuhalten. Die intensiven diplomatischen Bemühungen gehen weiter.

Die Notierungen beim Erdöl haben in der vergangenen Woche wieder etwas nachgegeben. Der Preis für Öl der Sorte Brent sank wieder unter die Marke von 90 US-Dollar je Barrel. Beim Goldpreis ist es nicht mehr deutlich weiter aufwärts gegangen. Er liegt aktuell nahe von 2'000 USD je Feinunze.

Heutige Marktentwicklung

Der SMI-Index wird am heutigen Montagmorgen kurz nach Börseneröffnung im Plus notiert. Gleiches gilt für den deutschen Aktienindex (DAX). Für die US-Aktienbörsen signalisieren die Futures ebenfalls eine positive Eröffnung des Handels (Stand ca. 09.15 Uhr, 30.10.2023, Basel Zeit).

© Bank Cler / Diese Angaben dienen ausschliesslich Werbezwecken und stellen eine freiwillige Dienstleistung der Bank Cler dar, auf welche kein Rechtsanspruch besteht. Die Bank Cler kann die Publikation jederzeit ohne Vorankündigung einstellen. Die publizierten Informationen dienen nicht der Anlageberatung und stellen in keiner Weise ein Kaufangebot, eine Anlageempfehlung oder eine Entscheidungshilfe in rechtlichen, steuerlichen, wirtschaftlichen oder anderen Belangen dar. Sie dienen einzig informativen Zwecken. Die in dieser Information verarbeiteten Aussagen, Stammdaten, Kennzahlen und Marktkurse bezieht die Bank Cler aus öffentlich zugänglichen Quellen, die sie für zuverlässig hält. Eine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben, deren Auswertung oder deren Wiedergabe kann die Bank Cler nicht übernehmen und keine Aussage ist als Garantie zu verstehen. Es wird keine Haftung für Verluste oder entgangene Gewinne übernommen, die aus der Nutzung oben stehender Informationen entstehen könnten. Zum Ausdruck gebrachte Meinungen können sich ohne vorherige Ankündigung ändern. Die in dieser Publikation enthaltenen Anlageinformationen könnten – je nach speziellen Anlagezielen, Zeithorizonten oder bezüglich des Gesamtkontextes der Finanzposition – für bestimmte Investorinnen und Investoren ungeeignet sein. Wir empfehlen, dass diese, bevor sie Anlageentscheidungen treffen, sich den Rat der Anlageberaterin bzw. des Anlageberaters ihrer Bank einholen. Diese Informationen richten sich ausschliesslich an natürliche und juristische Personen sowie Personengesellschaften und Körperschaften mit Wohnsitz bzw. Sitz in der Schweiz.
Den CIO-Kommentar jeden Montag in Ihrer Inbox
  • Aktuelle Markteinschätzungen
  • Unsere Sicht auf die Aktienmarktlage
  • Von unserem Anlage-Experten Dr. Sandro Merino und Team

CIO-Kommentar abonnieren