CIO Kommentar, Montag, 31. Januar 2022
Obwohl die Sitzung und der Zinsentscheid der US-Notenbank vom letzten Mittwoch, 26. Januar, kaum etwas Neues oder gar Unerwartetes offenbarte, löste sie dennoch ein recht heftiges auf und ab an den Aktienmärkten aus. Die Frage, ob die Inflation vorübergehend oder doch hartnäckiger sei, polarisiert die Akteure an den Finanzmärkten mehr und mehr. Viele verschiedene Meinungen und wechselnde Einschätzungen führen zu Schwankungen an den Börsen. Ausserdem ist nebst der Inflation auch die Lage in der Ukraine und die Entwicklung der Pandemie in einer wohl kritischen Phase.
Die US-Notenbank hält an dem fest, was sie schon längst und wiederholt kommuniziert hat. Das Anleihen-Kaufprogramm endet im März und kurz danach erfolgt eine erste Anhebung der Leitzinsen. Die Fed signalisiert über die veröffentlichten Prognosen ihrer Direktoriumsmitglieder, dass bis Ende 2022 die Leitzinsen in vier bis fünf Schritten von je 0.25% auf etwa 1% bis 1.25% angehoben werden.
Für einige Marktbeobachter ist dies viel zu wenig, um die Inflation, die im Dezember 2021 im Vergleich zum Dezember 2020 auf hohe 7% geklettert ist, in Schach zu halten. Aus ihrer Sicht ist die Fed schon «hinter der Kurve» und wird deswegen gezwungen sein, deutlich heftiger an der Zinsschraube zu drehen.
Im entgegengesetzten Meinungslager sind jene, die bereits eine Anhebung der US-Leitzinsen um 1% als einen Konjunktur- und Job-Killer einschätzen. Dies erscheint aber angesichts der aktuell guten konjunkturellen Lage und einer erhofften Wende zum Guten in der Pandemie unwahrscheinlich. Ausserdem bleiben die Leitzinsen, real betrachtet, in diesem Jahr wohl negativ, was die Konjunktur weiterhin unterstützen wird. Rückblickend ist seit den 80-er Jahren auch während einer laufenden Zinswende die US-Arbeitslosigkeit noch weiter gefallen.
Aus unserer Sicht und aus der Sicht des Aktieninvestors kann man den US-Leitzinserhöhungen mit einer gewissen Gelassenheit entgegenblicken. Insbesondere wenn die Inflation in den kommenden Monaten von ihren hohen Werten wieder abnimmt. Auf dieses Signal würden die Aktienmärkte wohl positiv reagieren. Ob die US-Inflation für Januar bereits solche positive Reaktionen auslösen wird, erfahren wir schon am 10. Februar, wenn diese Daten für den Januar veröffentlicht werden.
Auch in der Schweiz ist die Inflation angestiegen. Aber auch dank der starken Währung, welche Importe insbesondere fossile Energie in ihrem Preisanstieg dämpft, bleibt die Inflation mit 1.5% (Dezember) deutlich unter dem entsprechenden Wert in der EU (5%) und in den USA (7%). Der Ausblick ist auch für die Schweiz so, dass die Inflation wieder allmählich abflachen sollte. Für die Schweizerische Nationalbank ist entsprechend der Handlungsdruck, die Zinsen zu erhöhen, weniger ausgeprägt als für die EZB und die Fed.
Obwohl der US-Technologieindex (Nasdaq) wieder einen Boden gefunden hat, verliert er seit seinem Rekordstand im November etwa 14% an Wert.
Der unsichere US-Zinsausblick, die neuen Pandemie Risiken für China und die Kriegsgefahr in Europa haben diesem wachstumsorientierten Sektor in den letzten Monaten besonders zugesetzt.
Der US-Technologiesektor bleibt im Lichte der dynamischen Megatrends Digitalisierung und Life Sciences aber weiter sehr attraktiv. Mitte der letzten Woche haben wir in unseren Anlagestrategien die Bestände in diesem Sektor um etwa 2% taktisch erhöht.
Wir bleiben dabei, besonders für Anleger, die fast ausschliesslich in Schweizer Aktien investieren, bringt eine Anlage in den US-Markt eine sinnvolle und attraktive Diversifikation.
Die gegenwärtige Korrektur stellt aus unserer Sicht für Anleger die wenig oder gar keine Exposition in die US-Technologiebörse haben, eine interessante Einstiegsmöglichkeit dar.
Die neue Woche beginnt an den Finanzmärkten mit moderaten Gewinnen: Der SMI gewinnt etwa 0.6%, der DAX steigt etwa 0.25%.
Für die US-Aktienindices wird nach den Gewinnen vom Freitag gegenwärtig mit leichten Verlusten bei der Eröffnung gerechnet (Stand ca. 13:15, 31.1.2022, Basel Zeit).