CIO Kommentar, Donnerstag, 9. April 2020
Der Rückgang bei der Anzahl neuer bestätigter Corona Infektionen ist in den letzten Zahlen in einigen Europäischen Ländern ins Stocken geraten. Aus solchen täglichen Schwankungen sollten zwar nicht ohne statistische Basis neue Trends abgeleitet werden, es bestätigt sich aber, dass es weiterhin viel Geduld braucht, um eine robuste Verbesserung der Situation tatsächlich zu erreichen.
Entsprechend sehen sich die Regierungen gezwungen den Neustart der Wirtschaft von einer tatsächlichen und nicht bloss vermuteten Stabilisierung der gesundheitlichen Situation abhängig zu machen. Nach dem Osterwochenende wird auch in der Schweiz der Bundesrat eine Strategie zur schrittweisen Lockerung des Lockdowns vorstellen. An der gestrigen Pressekonferenz des Bundesrates liess Alain Berset den Zeithorizont aber bewusst noch weit offen. Dies erscheint in Anbetracht der weiterhin grossen Unsicherheit zur Entwicklung der Infektionszahlen unvermeidlich und vernünftig. Dennoch gehen wir davon aus, dass es ab Ende April auch in der Schweiz erste Lockerungs-Massnahmen geben wird.
Die USA durchlaufen hingegen gerade den Höhepunkt der Gesundheitskrise. Die ungenügende und späte Vorbereitung auf den Ausbruch der Pandemie ist augenscheinlich. Das Weisse Haus leitet die aufkommende Kritik am Krisenmanagement Donald Trumps dadurch ab, dass es die Welt Gesundheits-Organisation, einzelne Unternehmen, die Medien oder China angreift. Diese Polemik bringt den betroffenen US-Bürgern aber keine Hilfe.
Es ist auch zu beobachten, dass die Todesfälle in den USA vor allem die wirtschaftlich ärmeren sozialen Schichten und die Afroamerikaner deutlich am härtesten treffen. Täglich sterben in den USA aktuell etwa 2000 Menschen an der Corona-Krankheit und es wird noch einige Wochen dauern, bis an eine Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Aktivität überhaupt gedacht werden kann. Anders als von Donald Trump leichtfertig in Aussicht gestellt, wird es am Ostersonntag in den USA leider keine vollen Kirchen geben, sondern überfüllte Leichenhallen und unsägliches Leid.
Die Finanzminister der Eurozone werden die Verhandlungen zur Erreichung eines Kompromisses bei der Frage der gemeinsamen Finanzierung von wirtschaftlichen Stützmassnahmen heute fortsetzen. Ein Kompromiss könnte gemäss letzten Pressestimmen in Reichweite sein. Auch die Weltbank und der internationale Währungsfonds könnten in den nächsten Wochen aktiver werden um einen Einbruch der globalen Nachfrage zu verhindern. Wir erwarten, dass nach der erfolgten wirtschaftlichen Notversorgung, die in einer ersten Phase vor allem durch nationale Massnahmen erfolgt ist, in einer zweiten Phase stärker auch international kooperiert werden muss, um eine nachhaltige Stabilisierung der Welt-Wirtschaft zu sichern. Am Ende ist es auch im Interesse der wirtschaftlich stärkeren Länder die über mehr finanzielles Polster verfügen, dass die globale Nachfrage nicht für Jahre einbricht, wenn zu viele Länder die Krise schlecht meistern können.
Am heutigen Donnerstag eröffnen die weltweiten Aktienmärkte leicht positiv. Die europäischen Aktienmärkte sind etwa 0.5% im Plus. Der Schweizer SMI Index ist nur leicht im Minus. Für die US-Aktienmärkte wird nach dem gestrigen Anstieg um ca. 3.5% für heute eine wenig veränderte Eröffnung erwartet. US-Aktien verlieren seit Jahresanfang je nach Index (Dow Jones / Standard % Poors 500) aktuell etwa 15% bis 18%, europäische Aktien etwa 24%, Schweizer Aktien etwa 11.5% und chinesische Aktien (CSI 300 Index) etwa 7.5% (alle Zahlen per 9.4.20 ca. 11:30, Markbewegungen seit Jahresanfang in CHF bewertet).
Wir wiederholen an dieser Stelle erneut, dass Angst ist in diesem Umfeld kein guter Ratgeber ist. Wir raten an Aktienpositionen festzuhalten. Möchten Sie regelmässig über die aktuelle Börsenlage informiert werden? Dann abonnieren Sie jetzt unseren Investment Letter.