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Marktausblick

Ausblick 2020: Zukünftig nachhaltig gegen den weltweiten Klimawandel

Es ist ein Rennen gegen die Zeit: Es braucht immer weniger fossile Energieträger, um eine bestimmte Wirtschaftsleistung zu erbringen, tatsächlich sinkt der CO2-Ausstoss im Vergleich zum Bruttosozialprodukt. Gleichzeitig wachsen in Asien und in Afrika Wirtschaft und Bevölkerung so schnell, dass unter dem Strich immer mehr CO2 die Atmosphäre belastet und die Erderwärmung weiter beschleunigt. Dagegen stehen mutige Staaten und Unternehmen, die mit neuen Ideen, Produkten, Dienstleistungen und Geschäftsmodellen den Aufbruch in eine nachhaltigere Zukunft wagen.

Die Wissenschaft – auch der Weltklimarat IPCC – ist sich mittlerweile einig, dass die Erderwärmung und der dadurch ausgelöste Klimawandel empirisch fundiert sind. Die einzige wissenschaftlich haltbare Erklärung dafür sind die Treibhausgase – insbesondere CO2 und Methan –, die der Mensch in die Atmosphäre entlässt. Wenn wir weiterhin ungebremst Erdöl, Gas und Kohle als Hauptenergieträger nutzen, führt dies innerhalb einiger Jahrzehnte unweigerlich in eine globale Katastrophe. Das bedeutet zwar kaum das Ende unserer Zivilisation oder gar der Menschheit, jedoch bedrohen die gigantischen Kosten den Wohlstand und die Lebensgrundlagen künftiger Generationen.

Nachhaltigkeit für Investoren?

Nachhaltigkeit könnte damit das neue Jahrzehnt prägen. Auch Anleger fragen sich, wie sie Ökologie und soziale Gerechtigkeit mit wirtschaftlichem Wachstum vereinbaren können. Im vergangenen Jahrzehnt zeigten verschiedene Katastrophen und Ereignisse, welche Risiken Investoren eingehen, wenn sie Nachhaltigkeit zu wenig beachten (siehe Box 1).

Entsprechend fordert nachhaltiges Anlegen auch die Vermögensverwaltungsindustrie heraus. Dies schafft Chancen für jene, die die Zeichen der Zeit erkennen und konsequent glaubwürdige und durchdachte Angebote entwickeln.

Was können wir gegen den Klimawandel tun?

Eigentlich ist die Lösung banal: Wir müssen dafür sorgen, dass weniger Treibhausgase die Erdatmosphäre erreichen. CO2 gelangt in die Erdatmosphäre, wenn wir fossile Energieträger verbrennen. Aktuell sind dies weltweit rund 40 «Gigatonnen an CO2-Äquivalenten pro Jahr» (Gt/J). Das müssen wir in wenigen Jahrzehnten auf null reduzieren. Dafür haben wir zwei Möglichkeiten:

  • Weniger CO2 in die Atmosphäre ausstossen
    Dazu müssen wir die globale Energieversorgung radikal umbauen, sie komplett dekarbonisieren und vollständig auf erneuerbare Energien wie Solar, Wind, Wasserkraft oder allenfalls auf CO2-freie Energiequellen wie die Kernenergie umstellen. Diese epochale Veränderung in der globalen Energieversorgung dürfte das kommende Jahrzehnt prägen.
  • Der Atmosphäre CO2 entziehen und speichern
    Das ist heute schon möglich, aber der Prozess ist aufwendig, energetisch teuer und darum aus heutiger Sicht keine Alternative dazu, von vornherein weniger CO2 in die Atmosphäre zu bringen.
Düstere Prognose: mehr statt weniger CO2 in der Atmosphäre

Am Pariser Klimagipfel 2015 haben sich viele Länder freiwillig verpflichtet, ihren CO2-Ausstoss zu verringern. Wenn wir diese Ziele aggregieren, ist das Ergebnis ernüchternd: Statt weniger, werden wir in den nächsten zehn Jahren sogar viel mehr fossile Brennstoffe verbrauchen und erheblich mehr CO2 ausstossen.

Wie kann das sein? Der Grund ist das anhaltende globale Wirtschaftswachstum, insbesondere in China, Indien und Afrika. Pro Einheit des globalen Bruttosozialproduktes sinkt das sogenannte CO2-Äquivalent zwar, aber die globale Wirtschaftsleistung wächst schneller, als von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien umgestellt werden kann (Abb. 1). Es bleibt somit ein Rennen gegen die Zeit, das schon mit einem deutlichen Rückstand beginnt.

Der wirtschaftliche Schwerpunkt wird sich im kommenden Jahrzehnt nach Indien und China (Abb. 2) verlagern, gleichzeitig wächst die Bevölkerung in Afrika stark. Beides wird den CO2-Ausstoss weiter erhöhen. Darum wird Europa im kommenden Jahrzehnt einsehen müssen, dass der Klimawandel durch regionale Massnahmen im Westen nur wenig gemildert werden kann.

Die Erderwärmung wird im kommenden Jahrzehnt durch weiter ansteigende Treibhausgasemissionen fortschreiten.

Nur ein dezidierter Wandel zu einem nachhaltigen Wirtschaftsmodell in Asien und Afrika kann die Erderwärmung stoppen. Der Westen kann viel dazu beitragen, dass technologisches Wissen und neue Modelle im Umgang mit Ressourcen rasch eingeführt und möglichst weit verbreitet werden.

Ein wichtiger Player fehlt dabei: Die USA sind aus dem Pariser Klimaabkommen (Box 2) ausgetreten und verfolgen keine verbindlichen CO2-Reduktionsziele auf nationaler Ebene mehr. Die starke Stimme der USA in der Weltgemeinschaft fehlt schmerzlich und der Austritt bedeutet einen herben Rückschlag für die Eindämmung der Erderwärmung. Das Ausscheren der USA aus dem Pariser Klimaabkommen schafft aber Raum für Unternehmen in Europa – inklusive der Schweiz –, die Lösungen und Produkte anbieten, die den Zeitgeist treffen, sich global durchsetzen und erfolgreich sind.

Kommt die Wende im nächsten Jahrzehnt?

Wir glauben, dass der Klimawandel in den nächsten zehn Jahren Gesellschaft, Wirtschaft und Politik immer mehr beschäftigen wird. Aber unter dem Strich wird sich die Erde durch weiter ansteigende Treibhausgasemissionen wohl weiter erwärmen, was sich noch dramatischer auf Klima und Wetter auswirken wird. Die grosse Wende wird wohl erst im übernächsten Jahrzehnt eintreten, wenn die Weltgemeinschaft sozusagen mit dem Rücken zur Wand konkrete Ergebnisse liefern muss. Wir leben heute zwar noch im Gestern, können das Rennen gegen die Zeit aber noch gewinnen.

Wenn Aktien unter Nachhaltigkeitsproblemen leiden

BP

Nach der Explosion der von BP betriebenen Offshore-Ölbohrplattform Deepwater Horizon flossen über Monate insgesamt rund 800 Millionen Liter Rohöl in den Golf von Mexiko und schädigten die Meeresflora und -fauna langfristig. Der Börsenkurs halbierte sich.

Volkswagen

Um strenge Abgasnormentests in den USA einzuhalten, rüstete Volkswagen seine Dieselfahrzeuge mit einer illegalen Abschalteinrichtung aus. Nach zahlreichen Klagen auf Schadensersatz brach der VW-Aktienkurs 2015 von März bis September um mehr als 60% ein und liegt aktuell 40% unter dem damaligen Höchststand.

BHP

Ein Joint Venture mit Vale war 2015 für den Dammbruch von Bento Rodrigues in Brasilien verantwortlich, durch den eine giftige Schlammlawine 680 km Flusslauf zerstörte. Forderungen nach Schadensersatz sowie Strafzahlungen liessen den Aktienkurs um etwa die Hälfte einbrechen, inzwischen hat er aber einen neuen Höchststand erreicht.

Tepco

Das japanische Energieunternehmen betrieb das Atomkraftwerk Fukushima. 2011 verseuchte die Kernschmelze mehrerer Reaktoren einen erheblichen Teil der japanischen Hauptinsel sowie das angrenzende Meer nuklear. Um die Insolvenz abzuwenden, wurde das Unternehmen halb verstaatlicht, der Börsenkurs reduzierte sich auf etwa ein Zehntel und liegt auch heute 50% tiefer als vor der Katastrophe.

In der Folge beschlossen einige Staaten in Europa, aus der Atomenergie auszusteigen: Deutschland bis 2022, Belgien bis 2025, die Schweiz bis 2050. Andere Staaten Europas entwickeln sich gegenteilig und weltweit erfährt die Atomenergie seit etwa zehn Jahren einen Aufschwung.

Facebook

Facebook hatte seinen Kunden vertraglich den Schutz ihrer Daten zugesichert, verkaufte aber trotzdem in grossem Stil Daten an das Unternehmen Cambridge Analytica. Der Skandal wurde 2018 aufgedeckt, der Börsenkurs von Facebook brach zeitweise um 35% ein.

Pariser Klimaabkommen

2015 haben 197 Staaten dem Pariser Klimaabkommen zugestimmt, durch national definierte Massnahmen die Erderwärmung auf 2 °C über dem vorindustriellen Niveau zu beschränken. Die USA erklärten 2017, aus dem Klimaabkommen wieder aussteigen zu wollen. Aktuell haben 187 Staaten das Abkommen ratifiziert, die für mehr als 85% des globalen Ausstosses von Treibhausgasen verantwortlich sind. Ob die jeweiligen nationalen Massnahmen auch wirken, wird sich im kommenden Jahrzehnt weisen. Es zeichnet sich bereits ab, dass die bisher in Aussicht gestellten Massnahmen nicht ausreichend sind (Abb. 1).

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