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Marktausblick

Wettstreit der Wirtschaftsgiganten USA versus China: USA bleiben auf absehbare Zeit die führende Wirtschaftsmacht

Chinas Volkswirtschaft hat in den vergangenen 30 Jahren enorm an Bedeutung gewonnen, trotzdem haben die USA (in nominalen Grössen) nach wie vor die Nase vorn. Die Chancen sind zuletzt wieder gestiegen, dass die US-Wirtschaft länger als bislang vermutet die Nummer 1 bleiben wird. Dies liegt nicht allein an den aktuellen innerchinesischen Problemen und den zunehmenden geopolitischen Reibungsverlusten zwischen China und den Industrienationen. Auch Entwicklungen in den USA sowie der Status, den die USA global innehaben, spielen eine wichtige Rolle.

Wettstreit der Wirtschaftsgiganten USA versus China
Dr. Stefan Kunzmann und Fabian Rossi, Investment Research

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Für den Aufstieg des US-Dollars zur internationalen Leitwährung war seine Funktion nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs als Ankerwährung im Devisenregime von Bretton Woods zentral. Heute ist der Greenback aus dem weltweiten Handel mit Waren und Dienstleistungen nicht mehr wegzudenken. In den vergangenen zwei Jahren hat die Bedeutung des Greenbacks als internationales Zahlungsmittel (auf Kosten des Euros) sogar zugelegt: Sein Anteil an den internationalen Zahlungen im Rahmen von Swift (Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication) stieg von knapp 40% im Juli 2021 auf über 46% im Juli 2023. Gleichzeitig sank der Anteil des Euros von über 38% auf etwas mehr als 24%. Die gesunkene Bedeutung des Euros könnte mit Russlands Krieg gegen die Ukraine und den Sanktionen zusammenhängen, die gegen Russland und dessen Energie- und Rohstofflieferungen verhängt wurden. Unabhängig von den Ursachen scheint uns interessant, dass der chinesische Renminbi nicht wirklich profitieren konnte und somit keine Alternative zum US-Dollar darstellt. Sein Anteil an den internationalen Zahlungen im Rahmen von Swift stieg von gut 2% auf etwas mehr als 3% (Abb. 1). Auch bei den weltweiten Devisenreserven hat der US-Dollar mit fast 60% weiterhin die Nase vorn (Abb. 2).

Entscheidend dafür ist das Vertrauen in eine Währung. Dieses baut auf die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen des jeweiligen Währungsraums, eine uneingeschränkte Konvertierbarkeit der Währungen, den freien Kapitalverkehr, die Garantie von Eigentumsrechten etc. Diese Aspekte sind der entscheidende Trumpf des US- Dollar – gerade im Vergleich zur Währung Chinas. Dieser Trumpf bringt den USA geostrategische und wirtschaftliche Vorteile.

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US-Binnenwirtschaft von hoher Bedeutung

Die Wirtschaftsstruktur der USA besitzt in bestimmten Punkten einen Sonderstatus. Dies gilt für den hohen Anteil des privaten Konsums in Prozenten des Bruttoinlandsprodukts (BIP). In den USA liegt dieser konstant bei um 70%. Bei den übrigen Industrienationen liegt dieser Wert über 50%, vereinzelt auch über 60%. Entsprechend spielt die Lage auf dem Arbeitsmarkt – und damit verbunden die Entwicklung des privaten Konsums – eine zentrale Rolle für die US-Konjunktur. Im bisherigen Jahresverlauf waren dies wichtige Stützen für das Bruttoinlandsprodukt und haben mit dafür gesorgt, dass in den Vereinigten Staaten eine Rezession vermieden wurde.

Allerdings ist die Quote bei den Investitionen verhältnismässig tief. Für China lag diese entsprechend dem bisherigen Wirtschaftsmodell im Jahr 2021 bei gut 40%, in den USA machten diese um die 20% der gesamten Wirtschaftsleistung aus. Dabei sehen sich die USA mit einer teilweise veralteten und maroden Infrastruktur konfrontiert. Die USA bemühen sich dementsprechend, die Volkswirtschaft und die Infrastruktur für die anstehenden Herausforderungen fit zu machen – sowohl im Wettbewerb der Systeme wie auch bei der Bekämpfung des voranschreitenden Klimawandels.

USA: hohe Investitionen in die Infrastruktur

Bisher ist die Regierung von US-Präsident Joe Biden dadurch aufgefallen, dass sie in grösserem Stil Infrastruktur-Investitionsprogramme verabschiedete. Für diese fiskalpolitisch expansive Haltung hat sich der Begriff «Bidenomics» etabliert. Angeblich ist diese Bezeichnung erstmals in den Reihen der Republikaner mit einem negativen Unterton aufgekommen. Zwischenzeitlich spricht der Präsident jedoch selbst von «Bidenomics». Er betont die Absicht, die heimische Industrie zu stärken und diejenigen Teile der Bevölkerung zu unterstützen, die zuletzt «in Vergessenheit geraten sind». Während die republikanische Vorgängerregierung überwiegend versucht hat, mit tieferen Unternehmenssteuern die Investitionen und somit die Produktivität anzukurbeln, zielt die aktuelle Regierung auf eine direkte Förderung von Investitionen durch Mittel der öffentlichen Hand ab.

Mit dem angestossenen Konjunkturprogramm durch Präsident Joe Biden hat sich der Begriff «Bidenomics» etabliert. Die Ankurbelung der heimischen Wirtschaft dürfte den US-amerikanischen Wertpapieren Aufwind geben.

Wichtige Investitionsprogramme beinhalten den «Infrastructure Investment and Jobs Act», den «Chips and Science Act» und den «Inflation Reduction Act». Zum Teil verraten die Namen die jeweiligen Absichten der Programme: So umfasst der «Infrastructure Investment and Jobs Act» Investitionen von rund 1,2 Billionen USD über zehn Jahre in die nationale Infrastruktur. Diese beinhalten unter anderem bereits festgelegte Ausgaben für die Erneuerung von Strassen und Brücken (110 Mia. USD), des Schienennetzes (66 Mia. USD), der Energieversorgungsinfrastrukturen (65 Mia. USD), der Breitbandabdeckung (65 Mia. USD) und der Wasserversorgung (55 Mia. USD) sowie weitere, kleinere Investitionsprojekte. Durch diese Investitionen kommen die USA einer längst überfälligen Pflicht nach, investierten sie im Ländervergleich über die vergangenen Jahre doch relativ wenig in die physische Infrastruktur. Nebst dem stabilen privaten Konsum dürfte die robuste BIP-Entwicklung in den USA über die letzten Quartale auch auf derartige Investitionsprogramme zurückzuführen sein.
«Es kommt nicht von ungefähr, dass die Aktien- und Bondmärkte der USA die globalen Indizes dominieren.»
Dr. Stefan Kunzmann, Leiter Investment Research
Der «Inflation Reduction Act» beabsichtigt dagegen nicht die Bekämpfung der Inflation, sondern treibt Investitionen in erneuerbare Energien voran. Staatliche Ausgaben, Subventionen oder Steuervorteile sollen einen sogenannten Crowding-in-Effekt erzeugen und damit zusätzliche private Investitionen ankurbeln. Dabei fokussiert sich die Regierung auf Sektoren, die ohne staatlichen Eingriff von privaten Akteuren weniger bedient würden, als es für die US-Wirtschaft langfristig wünschenswert wäre. Gemäss der US-Regierung wurden seit Einführung des Programms im August 2022 Projekte von über 110 Mia. USD aus dem privaten Sektor angekündigt. Ein grosser Teil dieser Investitionen entfällt auf Technologien für Batterien, Solarenergie, Windparks oder Elektrofahrzeuge (insgesamt 46 Mia. USD). Abbildung 3 verdeutlicht den Einfluss des «Inflation Reduction Act». Sie zeigt, dass die Zahl grösserer privatwirtschaftlicher Investitionen in den genannten Bereichen nach Einführung des Programms innerhalb eines Jahres stark zugenommen hat.

Der «Chips and Science Act» wurde ebenfalls im August 2022 verabschiedet. Er verfolgt durch Investitions- und Steueranreize ähnliche Ziele wie der «Inflation Reduction Act». Dabei liegt der Fokus jedoch hauptsächlich bei der Entwicklung der heimischen Halbleiterindustrie.

Anlegerinnen und Anleger kommen nicht an US-amerikanischen Wertpapieren vorbei

Es kommt nicht von ungefähr, dass die Aktien- und Bondmärkte der USA die globalen Indizes dominieren. Die von der aktuellen US-Regierung bewilligten Gelder zur Förderung privater Investitionen, zur Modernisierung der Infrastruktur und zur Stärkung der heimischen Wirtschaft dürften dazu führen, dass die Vereinigten Staaten wirtschaftlich noch eine ganze Weile die Nummer 1 bleiben werden. Entsprechend kommt man in einem breit diversifizierten Portfolio an US-amerikanischen Wertpapieren nicht vorbei.

  • Tipp
    Die hohe Transparenz und Effizienz des Finanzmarktes der USA macht es aktiven Fondsmanagern schwer, mittel- und langfristig eine Überperformance gegenüber den breiten Marktindizes zu erzielen. Wir decken deshalb in der Vermögensverwaltung die US-Aktienmärkte mit indexnahen Fonds und ETFs ab. Beispiele für solche Produkte sind der nachhaltige UBS ETF plc – MSCI USA Socially Responsible UCITS ETF (IE00BJXT3C94) und der iShares MSCI North America UCITS ETF (IE00B14X4M10) für konventionelle Anlagen.

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