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Marktausblick

Delta-Variante im Vormarsch und Inflationsindikatoren im Rückzug

CIO Kommentar, Montag, 12. Juli 2021

Dr. Sandro Merino, Chief Investment Officer

Etwas Abkühlung für das Überhitzungsszenario

Die weltweiten Lockerungen der Pandemie Eindämmungsmassnahmen, welche durch das Ausrollen der Impfstoffe ermöglicht wurden, haben in den vergangenen Monaten zu einer kräftigen Beschleunigung der globalen Konjunktur geführt. Die signifikanten staatlichen Hilfsprogramme, insbesondere in den USA, und die in Kauf genommenen Haushaltsdefizite haben ihre Wirkung auf die Konjunktur im Mai und Juni nicht verfehlt.

Die damit verbundenen Ängste einer Überhitzung der Wirtschaft und die vor allem für die US-Wirtschaft stark angestiegenen Inflationsindikatoren, lösten ein fast schon hysterisches Medienecho zum Thema Inflation aus. Dazu passte scheinbar auch, dass die US-Zinsen für 10-jährige Staatsanleihen im Laufe des Frühlings fast wieder auf das vorpandemische Niveau stiegen. In den letzten Tagen ist dieses Zinsniveau wieder deutlich gefallen. Dies signalisiert, dass die US-Zinsmärkte keine Überhitzung der Wirtschaft oder gar einen anhaltenden Inflationsschub einpreisen. Zugegebenermassen können sich auch ganze Märkte irren, dennoch kühlt sich damit die Glaubwürdigkeit eines Überhitzungs- und Inflationsszenarios deutlich ab.

Der Arbeitsmarkt hat sich in den USA zwar auch im Juni und Juli weiter aufgehellt, die Zahl der Beschäftigten liegt aber nach wie vor etwa sieben Millionen unter dem Stand vor dem Ausbruch der Pandemie. Ein rasanter Beschäftigungsboom und eine dadurch in Gang gesetzte Lohn-Preis-Spirale ist nicht erkennbar. In den letzten Wochen haben verschiedene Indikatoren zur Industrieproduktion in Europa wieder schwächer abgeschnitten. Auch in China waren schwächere Konjunkturdaten zu verzeichnen, was sogar zu einer Anpassung der Geldpolitik führte.

Zusammenfassend deutet also vieles darauf hin, dass der Pegel zuversichtlicher Erwartungen zur weiteren wirtschaftlichen Erholung der Wirtschaft im Juni seinen Höhepunkt durchlaufen haben könnte. Die Erwartungen bleiben dennoch sehr optimistisch, jede Euphorie hat aber obere Schranken.

Delta-Variante im Vormarsch

Die weltweite Verbreitung der Delta-Variante trägt ebenfalls zu einer Trübung des Stimmungsbildes bei. Die 7-Tage Inzidenzzahl für Neuinfektionen liegt im Vereinigten Königreich bereits wieder bei etwa 300, Tendenz steigend. Auch in Portugal und Spanien ist der Trend besorgniserregend. Der Anstieg der Infektionen hat, wohl dank der Impfungen, nicht zu einem Anstieg der Todesfälle geführt. Neben den Neuinfektionen dürfte künftig die Anzahl neuer Covid bedingter Hospitalisierungen als relevante Indikator für die Entwicklung der Pandemie dienen.

Falls die Inzidenzzahlen weiter ungebremst ansteigen, könnte der bisher erreichte Durchimpfungsgrad der Bevölkerung, die nächsten Pandemiewelle noch nicht abwenden. Die politische Diskussion um eine angemessene Antwort auf dieses neue Risiko ist in vollem Gange und trägt auch an den Finanzmärkten zu einer erneuten Verunsicherung bei. Dies nachdem die Pandemie noch vor wenigen Wochen als so gut wie Überwunden eingeordnet wurde. Volle Fussballstadien im Rahmen der Europameisterschaften könnten sich dabei als äusserst kostspielige und für manche fatale Konzessionen an die Fussballfreunde erweisen.

Heutige Marktentwicklung und Anlagestrategie

Die Aktienmärkte eröffnen heute in Europa gemischt aber wenig verändert. Der SMI gewinnt aktuell etwa 0.50%. Für die US-Aktienindices wird heute Nachmittag ebenfalls eine wenig veränderte Eröffnung erwartet.

Aufgrund unserer Einschätzung, dass die Konjunkturerwartungen ihren Zenit durchlaufen haben könnten, und aufgrund gestiegener Bewertungen für Aktien, haben wir unsere bisherige kräftige taktische Übergewichtung bei Aktien reduziert. In unseren Anlagelösungen und Vermögensverwaltungsmandaten haben wir die entsprechenden Anpassungen anfangs der zweiten Juli Woche bereits vollzogen (Stand ca. 11:45, 12.7.2021 Basel Zeit).

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