CIO Kommentar, Montag, 23. Juni 2025
In der Nacht auf den Sonntag haben amerikanische Bomber und U-Boot gestützte Raketen drei Nuklearanlagen im Iran angegriffen. In der komplexen militärischen Operation wurden auch erstmals «Penetrator»-Raketen in einem Kampfeinsatz eingesetzt. Diese «bunker-busting»-Raketen sind in der Lage, Ziele weit unter der Erdoberfläche zu zerstören. Satelliten-Aufnahmen zeigen, dass die drei Ziele offenbar getroffen wurden. Unklar bleibt, inwiefern der Angriff die Ambition des Irans eine eigene Atombombe zu entwickeln, nachhaltig vereitelt.
Der Iran hat mit Vergeltung gedroht, insbesondere mit der Sperrung der Strasse von Hormus. Durch dieses maritime Nadelöhr werden etwa 20% des globalen Rohöl-Angebots durchgeschleust. Auch die Raketenangriffe des Irans auf Israel werden derzeit fortgesetzt. Damit dürfte der Konflikt zwischen Iran und Israel vorerst fortgesetzt werden. Diplomatische Anstrengungen zu einer Friedenslösung sind zwar offenbar noch im Gange, eine rasche Lösung zeichnet sich jedoch kaum ab. Mit welchen militärischen oder terroristischen Mitteln der Iran Vergeltung üben will, ist derzeit nur schwer einzuschätzen. Die militärischen Optionen des Irans scheinen aber sehr begrenzt zu sein. Der US-Schlag hat erneut deutlich gemacht, dass allein die USA in der Lage sind derart komplexe und präzise Angriffe zu führen.
Die Finanzmärkte haben bisher moderat auf die Eskalation reagiert. Der Fokus der Märkte liegt auf der Entwicklung des Ölpreises. Dieser liegt (Sorte Brent) derzeit bei rund 77 USD pro Fass und damit über 20% höher als noch Ende Mai. Dieser Anstieg hat für die globale Wirtschaftsentwicklung noch keine sehr negativen Auswirkungen, ein weiterer starker Anstieg könnte die Wachstumserwartungen jedoch negativ treffen.
Am 19. Juni hat die Schweizerische Nationalbank den Leitzins erneut um ein Viertel Prozent gesenkt. Damit liegt der CHF-Leitzins nun bei null. Ob im September mit einer weiteren Zinssenkung Negativzinsen eingeführt werden, bleibt offen. Die Erwartungen im Markt sind dazu weniger eindeutig, nachdem der Präsident der Schweizerischen Nationalbank, Martin Schlegel, die Hürden für die Einführung von Negativzinsen als hoch bezeichnet hat. Die künftigen Entscheide werden also datenabhängig sein. Insbesondere die Stärke des CHF zum EUR und zum USD sowie die Entwicklung der Inflationserwartungen über die kommenden Monate werden die Geldpolitik steuern.
Für die Höhe der Hypothekarzinsen, insbesondere für Festhypotheken längerer Laufzeit, hat der Entscheid keine starke Auswirkung. Auch der für Mieten relevante Referenzzinssatz der aus Hypothekarbeständen bestimmt wird, könnte vom aktuellen Stand von 1,5% allenfalls noch auf das bisher erreicht Rekordtief von 1,25% fallen, aber damit wäre das Potenzial nach unten vermutlich ausgeschöpft.
Eine wichtige Frage ist, wie lange die CHF-Leitzinsen tief bleiben werden. Alternativen zu Sparzinsen sind mit andauerndem Anlagenotstand 2.0 wichtig für Sparer. Es führt dabei wohl kein Weg an einer stark und weltweit diversifizierten Anlagestrategie vorbei. Dabei ist die Wahl des Risiko-Rendite-Profils sorgfältig und individuell festzulegen. Für Sparer ist dieses strategische Vorgehen langfristig zielführender als die Beschäftigung mit dem neuesten – aber möglicherweise kurzlebigen – heissen Anlagetipp des Tages.
Die militärische Eskalation am Wochenende ist für uns derzeit kein Anlass um Veränderungen in der Anlagetaktik vorzunehmen. In unserem Basisszenario ist die Eskalation vorübergehender Natur. Leider ist die Reihe von Krisen in dieser Region der Welt leidvoll und lang. Die Finanzmärkte reagieren meist nur für eine begrenzte Zeit (wenige Wochen) auf die dramatischen Nachrichten. Damit lassen wir unsere leichte Übergewichtung von Gold und Aktien derzeit unverändert stehen.
Der Schweizer Aktienindex (SMI) ist mit +0,25% stärker in die neue Handelswoche gestartet. Der deutsche DAX notiert derzeit unverändert. Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures-Börsen ebenfalls eine leicht positive Börseneröffnung (Stand ca. 10:45 Uhr, 23. Juni 2025, Basel Zeit).