Die letzten Wochen haben es gezeigt, der Weg zur Normalität ist beschwerlich und weit. Dies belegen die jüngsten Fälle von neuen Infektionsherden des Coronavirus, bspw. in Deutschland und in Portugal, dies belegen aber auch die teils drastisch steigenden Infektionszahlen in verschiedenen US-Bundesstaaten. Die Devise von US-Präsident Donald Trump, «Wenn wir nicht testen würden, hätten wir keine Fälle», ist nicht nur zynisch, sondern auch brandgefährlich. Zwar sind die Lockerungen der Quarantänemassnahmen für eine Normalisierung des wirtschaftlichen und des gesellschaftlichen Lebens unerlässlich. Dies muss aber immer auch mit dem nötigen Augenmass und dem Blick auf das Risiko einer zweiten Welle erfolgen. Es ist für uns alle nichts gewonnen, wenn zu schnell und zu weit gelockert wird. Speziell in Regionen, in denen die Fallzahlen stark steigen.
Dass das Krisenmanagement von Donald Trump auch von den US-Bürgern aktuell sehr kritisch beurteilt wird, zeigen Umfragen zu den US-Präsidentschaftswahlen im November dieses Jahres. Auch wenn Umfragen zwischenzeitlich mit einem hohen Mass an Skepsis verfolgt und beurteilt werden, im Moment liegt der demokratische Rivale ums Präsidentenamt, Joe Biden, in der Wählergunst weit vorne. Dabei hilft es Donald Trump aktuell kaum, dass sich die Wirtschaftsindikatoren in vielen Nationen jüngst deutlich aufgehellt haben.
Die verfügbaren Indikatoren signalisieren zwar nach wie vor eine Rezession der Wirtschaft, die in diesem Jahr zweifelsohne ein historisches Ausmass annehmen wird. Sie haben sich aber deutlich von den depressiven Niveaus im Monat März abgesetzt. Der jüngste Anstieg spricht denn auch aus unserer Sicht dafür, dass die Konjunktur im zweiten Halbjahr 2020 wieder Fahrt aufnehmen wird. Unklar ist dagegen weiterhin, wie rasch und wie ausgeprägt die Erholung erfolgt. Die Bandbreiten der Prognosen sind nach wie vor gross. Zudem gibt es immer wieder Stimmen, welche ihre Prognose für das laufende Jahr weiter senken und dies mit der unterschiedlichen Betroffenheit von Ländern in Bezug auf die Folgen von Covid-19 begründen. Jüngst geschehen seitens des Internationalen Währungsfonds (IWF), der für die globale Konjunktur nun einen Wachstumseinbruch von 4,9 % prognostiziert. Im April gingen die IWF-Experten noch von einem Minus von 3 % aus.
Und hier schliesst sich der Kreis für US-Präsident Donald Trump. So hat der IWF insbesondere den Konjunkturdaumen für solche Länder gesenkt, die von der Pandemie besonders stark betroffen sind. Neben einigen europäischen Ländern gehören die USA mit dazu. Für diese rechnen die Prognostiker mit einem Minus von hohen 8 %. Im Vergleich dazu steht der Dauerkonkurrent um das Label als Nummer 1 der Welt, China, sehr gut da. Obwohl im Reich der Mitte die Covid-19 Pandemie wohl ihren Anfang nahm, rechnen die Verantwortlichen beim IWF sogar mit einem leichten Wachstumsplus von 1 % in diesem Jahr. Die Richtung scheint klar. China macht im Rennen um die Nummer 1 der Welt weiter Boden gut. Und das sind eher schlechte Nachrichten für die von Donald Trump angestrebte Wiederwahl im November.
Für die Finanzmärkte bedeuten die jüngsten Nachrichten und Informationen eins: die Situation bleibt schwierig und die Entwicklung an den Aktienmärkten volatil. Die erreichten Kursniveaus nehmen bereits sehr viel Gutes vorweg, insbesondere vor dem Hintergrund der deutlichen Revisionen der Gewinnerwartungen für die kommenden Quartale.
Taktische Positionierung
Wir haben uns deshalb im Investment Committee denn auch für das Festhalten an unserer etwas vorsichtigeren Positionierung entschieden. Die Aktienquote bleibt leicht untergewichtet. Eine deutlichere Untergewichtung erachten wir aber trotz der Unsicherheiten nicht als opportun. Dagegen sprechen nach wie vor die enormen Unterstützungsmassnahmen von Regierungen und Notenbanken, aber auch die Chancen auf unterstützende Medikamente.
Wichtig ist für uns, dass das Risiko einer zweiten Welle im Bewusstsein bleibt und jeder das für ihn mögliche beiträgt, um eine solche zu vermeiden. Vor diesem Hintergrund nutzen wir die uns zur Verfügung stehenden technologischen Möglichkeiten und erbringen auch weiterhin einen nicht unbedeutenden Teil unserer Arbeiten aus dem Homeoffice.
Aktienmärkte im Juni mit Verschnaufpause
Mitte Juni ist es an den Aktienmärkten kurzzeitig etwas turbulenter zu und her gegangen. Die Warnungen seitens der US-Notenbanken im Hinblick auf das Ausmass der aktuellen Krise und die Dauer, bis die negativen Auswirkungen wirklich ausgestanden sind, hat die Anleger etwas verunsichert. Stand Freitag zeigte sich der globale Aktienindex im laufenden Monat faktisch unverändert. Für das Gesamtjahr beträgt das Minus in Schweizer Franken rund 9,5 %.
Heutige Entwicklung an den Aktienmärkten
Am heutigen Montag eröffneten die europäischen Aktienmärkte nur wenig verändert, trotz mehrheitlich negativer Vorgaben aus Asien. Der Schweizer SMI-Index zeigt sich gegen 10 Uhr faktisch unverändert. Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures ebenfalls eine Eröffnung auf Vortagesniveau (Schluss Freitagabend). US-Aktien verlieren seit Jahresanfang je nach Index (Dow Jones / Standard % Poors 500) aktuell etwa 9% bis 14%, europäische Aktien je nach Index zwischen 10 % und 26 %, Schweizer Aktien etwa 5% (SMI Index) und chinesische Aktien (CSI 300 Index) gut 3% (alle Zahlen per 29.6.2020 ca. 9:15 Uhr, Basel Zeit, Markbewegungen seit Jahresanfang in CHF bewertet).
Wir wiederholen an dieser Stelle erneut, dass Angst ist in diesem Umfeld kein guter Ratgeber ist. Wir raten an Aktienpositionen festzuhalten. Möchten Sie regelmässig über die aktuelle Börsenlage informiert werden? Dann abonnieren Sie jetzt unseren Investment Letter.