CIO Kommentar, Montag, 30. Mai 2022
Nachdem im Laufe dieses Jahres der Schweizer Aktienmarkt fast 15% (SPI - Index) eingebrochen war, konnte er sich inzwischen von seinem Tiefststand von Anfang März deutlich erholen. Seit Jahresanfang verliert der SPI derzeit aber nach wie vor etwa 8.5%. Es sind gleich mehrere Gründe, welche die Verluste an den Aktienmärkten erklären: Die weiterhin erbarmungslos weitergeführten russischen Angriffe gegen ukrainische Städte im Osten des Landes, die durch die hohe Inflation unausweichlich gewordene Zinswende und die wirtschaftlichen Auswirkungen von Chinas Null-Covid Strategie.
Das schon vor einigen Wochen in Aussicht gestellte Ölembargo der EU gegen Russland scheiterte bisher weiderholt an der Position Ungarns. Neue EU-Verhandlungen sollen in diesen Tagen nun doch eine Kompromisslösung ermöglichen. Leider dürfte auch dieser Schritt kaum zu einem baldigen Ende des Krieges in der Ukraine direkt entscheidend beitragen.
Immerhin haben die Aktienmärkte die bereits angelaufene Zinswende wohl schon verdaut. Es wird erwartet, dass die US-Notenbank am 15. Juni die Zinsen erneut um 0.50% anheben wird. Im Juli dürfte die Europäischen Zentralbank (EZB) eine erste Zinsanhebung um 0.25% beschliessen. Die EZB dürfte diesen Schritt an ihrer Sitzung vom 9. Juni erneut kommunikativ vorbereiten, um ihn dann am 21. Juli zu vollziehen
Die heutigen Zahlen zur Inflation in Spanien für den Monat Mai (8.5%) haben nach einem Rückgang vom März Rekordwert von 9.8% auf 8.3% im April unangenehm überrascht. Diese Daten dürften die Absicht eines ersten Zinsschrittes der EZB im Juli zusätzlich untermauern. Auch die Schweizerische Nationalbank könnte gegen Ende des Jahres mit Leitzinserhöhungen aktiv werden
Aus der Sicht der Aktienmärkte ist der Ausblick auf die Geldpolitik über die letzten Wochen klarer und insgesamt deutlich weniger unsicher geworden
Die konjunkturelle Lage in den USA bleibt recht robust und die am kommenden Freitag erwarteten Arbeitsmarktzahlen könnten ein erneutes Fallen der US-Arbeitslosigkeit von 3.6% für April auf 3.5% für Mai belegen. Aber auch in der Eurozone bleibt die Arbeitslosigkeit für April mit einem erwarteten Wert von 6.8% so tief wie nie seit Einführung des Euros (s. Graphik unten).
Obwohl die wirtschaftlichen Auswirkungen für China beträchtlich sind, hält die Regierung an einer Null-Covid Strategie fest. Nach dem strikten Lockdown in Shanghai sind die Zahlen von Neuansteckungen deutlich gefallen. Für ganz China wurden am Sonntag bloss noch gut 100 Neuinfektionen mit dem Covid Virus gemeldet. Vorerst scheint der sehr aufwändige Versuch die Ausbreitung des Virus zu stoppen also erfolgreich gewesen zu sein.
Es ist zwar nur schwer vorauszusehen, ob China diese Strategie auch über den kommenden Winter erfolgreich aufrechterhalten kann, eine Abkehr von dieser strikten Handhabe der Pandemie ist derzeit aber nicht absehbar. Die Erfolge Chinas in der Eindämmung der Infektionszahlen, erlauben nun offenbar Lockerungen der Lockdowns. Solche etwas besseren Nachrichten aus China haben heute ebenfalls für Optimismus an den Aktienmärkten gesorgt.
Nachdem der Schweizer Aktienindex SMI die Marke von 11'500 Punkten in den letzten Wochen mehrmals nach unten durchbrochen hat, haben wir unsere Positionierung bei Aktien neu beurteilt.
Vor knapp 2 Wochen haben wir eine taktische Erhöhung der Aktienquote um 2% beschlossen. Wir halten derzeit eine moderat übergewichtete Aktienquote in unserer Anlagestrategie. Im Lichte der gegenwärtig laufenden Kurserholung bei Aktien war diese taktische Massnahme, zumindest aus heutiger Sicht, soweit erfolgreich.
Der SMI-Index gewinnt heute knapp 0.75% und auch der Deutsche DAX-Index legt etwa 0.75% zu. Die US-Aktienmärkte bleiben aufgrund des Feiertags "Memorial Day" geschlossen. Die US-Aktien-Futures Märkte belegen heute aber ebenfalls eine freundlichere Grundstimmung an den Aktienbörsen. (Stand ca. 11:30 Uhr, 30.5.2022, Basel Zeit)