CIO Kommentar, Montag, 30. September 2024
Wie erwartet hat die SNB am Donnerstag vergangener Woche die Leitzinsen um 0,25%-Punkte auf 1% gesenkt. Der Zinsschritt wurde am Markt erwartet, wobei auch eine Senkung von 0,5%-Punkten im Gespräch war. Nachdem die Expertengruppe des Bundes ihre Inflationsprognose bereits im Vorfeld des SNB-Entscheids gesenkt hatte, reduzierte auch die Schweizer Nationalbank ihre Prognose. Sie geht für 2025 neu von einer Teuerungsrate von 0,6% aus.
Das positive Inflationsumfeld sowie die Stärke des Schweizer Frankens öffnen der SNB das Tor für einen vierten Zinsschritt im Dezember. Dieser wird am Markt bereits auch eingepreist.
Wie schon vermutet, hat die Stimmungsaufhellung in der Eurozone gemessen an den Einkaufsmanagerindizes nicht lange angehalten. Der starke Anstieg des französischen Index für den Dienstleistungsbereich im August hat sich als kurzes Intermezzo erwiesen.
Die gute Stimmung während der olympischen Spiele ist einer wieder realistischeren Einschätzung gewichen. Entsprechend gaben die vorläufigen Werte der Indikatoren nach. Europäische Industrieunternehmen haben mit anhaltenden Problemen, unter anderem mit vergleichsweise hohen Energiekosten gegenüber China und den USA, zu kämpfen. Die Stimmung in der Industrie bleibt deshalb deutlich eingetrübt. Die Indizes deuten eine Kontraktion der Wirtschaftsleistung in diesem Bereich an. Die schlechte Stimmung unter den Industrieunternehmen hat auch den Wert für den Gesamtindex (inklusive Dienstleistungen) erstmals seit Februar 2024 unter die kritische 50-Punkte-Marke gedrückt. Die wieder gesunken Stimmungsindikatoren in der Eurozone bestätigen somit unsere Einschätzung einer zwar leicht positiven, aber anhaltend schwachen Konjunkturdynamik. Nach der dritten Zinssenkung der SNB spricht deshalb vieles dafür, dass auch die EZB spätestens im Dezember ihre Leitzinsen weiter senken wird. Vor dem Hintergrund der aktuell verfügbaren Daten scheint die Wachstumsprognose für die Eurozone von 1,3% (für 2025, für 2024 liegt sie bei 0,7%) recht optimistisch.
«Nach der dritten Zinssenkung der SNB spricht deshalb vieles dafür, dass auch die EZB spätestens im Dezember ihre Leitzinsen weiter senken wird.»Stefan Kunzmann, Leiter Investment Research
Die in der vergangenen Woche veröffentlichten Daten zum BIP sprechen weiterhin für eine gute Verfassung der US-Wirtschaft. Die Wachstumsrate für das zweite Quartal wurde mit 3% bestätigt. Zudem zeigt die jährlich durchgeführte Revision bezüglich der Ermittlung des Bruttoinlandsprodukts gemäss Oxford Economics ein stärker als bislang unterstelltes Wirtschaftswachstum. Die Sparquote hat sich allem Anschein nach anders als bislang vermutet nicht verringert:
"Die Aufwärtskorrekturen bei den Löhnen bedeuten, dass das real verfügbare Einkommen der Haushalte in diesem Jahr schneller gestiegen ist, als wir dachten. Bei geringeren Aufwärtskorrekturen der Ausgaben hat sich die persönliche Sparquote weiter erhöht und ist nicht, wie bisher angenommen, gesunken" (Oxford Economics).
Damit stehen die Chancen gut, dass der private Konsum auch in den kommenden Monaten eine wichtige Stütze für die Konjunkturentwicklung in den USA sein wird. Immerhin machen die privaten Konsumausgaben knapp 70% an der gesamten Wirtschaftsleistung aus.
Für die US-Notenbank ändern diese erfreulichen Neuigkeiten aber nichts an dem eingeschlagenen Kurs einer weniger restriktiven Geldpolitik. Der Inflationstrend zeigt nach unten und die Arbeitsmarktdaten haben sich in den vergangenen Monaten etwas abgeschwächt. Die begonnen Zinssenkungsschritte werden unseres Erachtens fortgeführt. So sind bis Ende diesen Jahres 75 Basispunkte tiefere US-Leitzinsen im Markt eingepreist.
Der Schweizer Aktienmarkt ist leicht schwächer in die neue Woche gestartet. Auch der deutsche Aktienindex (DAX) notiert etwas unter dem Niveau vom letzten Freitag. Die US-Aktienmärkte werden gemäss den Futures heute Nachmittag kaum verändert erwartet (Stand ca. 9:30 Uhr, 30. September 2024, Basel Zeit).