Unterschiedliche nationale Sozialsysteme, ähnliche Probleme
Nach der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert begannen viele Staaten Risiken wie Armut, Krankheit, Unfall, Arbeitslosigkeit und die Altersversorgung abzusichern. Bis in die 1970er-Jahre erweiterten die westlichen Industrienationen diese Sozialleistungen deutlich. Es war das «Goldene Zeitalter» des Wohlfahrtsstaats.
Es entwickelten sich bis heute unterschiedliche Vorstellungen, was Sozialstaaten leisten sollen – meist beeinflusst von der Geschichte und der Kultur der einzelnen Länder. Die liberalen, marktorientierten angelsächsischen Nationen legen Wert auf Leistungsgerechtigkeit, während Skandinavien und Kontinentaleuropa eher auf Bedarfsgerechtigkeit und Chancengleichheit setzen.
Europäische Länder neigen zur Umverteilung und zur Regulierung, was unter anderem an ihrem Verhältniswahlrecht und den daraus folgenden (Umverteilungs-)Koalitionen liegt. In der Schweiz drosseln dagegen direktdemokratische Vetorechte die Sozialausgaben.
Heute geben viele Staaten das meiste Geld für soziale Aufgaben aus – in der OECD sind es durchschnittlich 20% der Wirtschaftsleistung. Dafür verwenden sie rund 60% der staatlichen Steuern und Abgaben. Die Sozialausgaben variieren in den einzelnen Ländern beträchtlich: Beispielsweise wendet die Türkei nur 12% seines BIP dafür auf, während sich Frankreich 31% leistet.
«Höhere Sozialleistungen verursachen
höhere Steuern.»
Brigitta Lehr, Finanzanalystin
Die höheren Ausgaben müssen finanziert werden – das geht üblicherweise über höhere Steuern und Abgaben. Sozialstaatliche Umverteilung wird oft mit der Sicherung des sozialen Friedens begründet: Die Gesellschaft wird stabilisiert und damit der wirtschaftliche Erfolg von Unternehmen und Privaten erleichtert.
Die grosszügigeren Sozialstaaten verlangen paradoxerweise mehr Steuern von der breiteren Bevölkerung: Sie finanzieren sich eher über Sozialbeiträge und Verbrauchssteuern, während Vermögen häufig weniger stark besteuert werden. Dies belastet die unteren Einkommensschichten relativ stärker als die Reichen. Trotzdem sind die Einkommen in Ländern mit ausgeprägten Sozialsystemen insgesamt ausgewogener verteilt (siehe folgende Abbildung). Die künftige Finanzierung ist jedoch für alle Staaten ein Problem.
Stärkere Reduktion der Ungleichheit in Ländern mit höheren Sozialausgaben
Sozialstaaten kommen stärker unter Druck
Ab dem Ölpreisschock Mitte der 1970er-Jahre stockte der Ausbau der Sozialstaaten. Die Wirtschaft verschob sich strukturell vom Industrie- zum Dienstleistungssektor. Das führte zu geringeren Produktivitätszuwächsen, niedrigerem Wirtschaftswachstum und weniger Staatseinnahmen. Gleichzeitig stiegen die Sozialausgaben: Der technologische Wandel forderte neue Qualifikationen von den Arbeitnehmenden und trug zu struktureller Arbeitslosigkeit bei. Die Globalisierung verschärfte den Wettbewerbs- und Kostendruck, was zur Verlagerung von Arbeitsplätzen führte. Eine zunehmende Umverteilung zeigt zudem einen negativen Effekt: Sowohl für die Sozialleistungsempfänger als auch für die Steuerzahler lohnt sich Mehrarbeit immer weniger.
Um die wachsende Differenz zwischen sinkenden Staatseinnahmen und steigenden Ausgaben zu verringern, sollten Liberalisierung und Deregulierung das Wirtschaftswachstum ankurbeln. Bei den Sozialausgaben wurde dagegen gespart. Dass diese Massnahmen die sozialen Unterschiede nicht verringerten, liegt auf der Hand.
Altersvorsorge wird zur grossen Herausforderung
Eigentümlicherweise werden aber Sozialleistungen umso stärker beansprucht, je eher sie verfügbar sind. So liessen sie auch nach dem «Goldenen Zeitalter» die Staatsausgaben steigen. Die meisten Kosten verursacht dabei die Altersvorsorge: 37% im OECD-Durchschnitt (siehe Abb. 6). Hier stellt der demografische Wandel weitere Herausforderungen: die steigende Lebenserwartung und die gleichzeitig sinkenden Geburtenraten. Um die Altersvorsorge zu entlasten, soll die Erwerbsquote gesteigert, Anreize für mehr Kinder geboten und die Migration gezielt gesteuert werden.
Alle diese Massnahmen können aber einschneidende Reformen der Altersversorgung nicht abwenden.
OECD – Sozialausgaben in % des BIP
Anteile an den Sozialausgaben (OECD-Durchschnitt, 2015)
Private Vorsorge wird immer wichtiger
Die Covid-19-Krise verschärft die Situation weiter: Konjunkturförderprogramme treiben die Ausgaben in die Höhe, während gleichzeitig die Steuereinnahmen einbrechen. Dem Staat bleibt immer weniger Handlungsspielraum. Im besten Fall sind die Ausgaben für Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit nur temporär, strukturelle Veränderungen können jedoch nicht ausgeschlossen werden. Potenzielle Deglobalisierungstendenzen, um Lieferketten abzusichern, könnten Wettbewerbsdruck abbauen. Das ist aber langfristig nicht nur vorteilhaft, weil darunter Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum leiden, sodass die Staaten weniger Steuern erheben und damit wiederum weniger Sozialleistungen finanzieren können.
Die Altersvorsorge bleibt auch für die Schweiz eine zentrale Herausforderung. Wir werden künftig selbst mehr Verantwortung übernehmen müssen, um unsere persönliche Altersvorsorge zu sichern. Die private Vermögensanlage wird unverzichtbar.
Was können Sie jetzt für Ihre private Altersvorsorge tun?
Wir raten Ihnen, Ihre finanzielle Zukunft rechtzeitig zu planen:
- Denken Sie darüber nach, wie lange Sie (noch) wie viel arbeiten wollen.
- Überlegen Sie sich, wie Ihr Leben nach der Pensionierung aussehen soll.
- Lassen Sie Ihre Finanzen von Fachleuten überprüfen – damit können Sie nicht nur Ihre Finanzen für die Zukunft optimieren, sondern profitieren vielleicht auch heute schon von geringeren Steuern.
Wir freuen uns, Ihre Altersvorsorge mit Ihnen zusammen für die Zukunft fit zu machen.
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Hier geben wir Ihnen einen Überblick über die Möglichkeiten.
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