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Wer nachhaltig anlegt, profitiert

Überlegungen zur Nachhaltigkeit gehören zum Anlageentscheid dazu, sagt Ennio Perna (44), der Leiter unserer Fachstelle Nachhaltigkeit. Mit gutem Grund: Der Aspekt Nachhaltigkeit verbessert die Qualität des Portfolios.

Interview von Thomas Compagno, Coopzeitung

Ennio Perna, ist die Bank Cler selber nachhaltig?

Mit Blick auf den Bankbetrieb haben wir schon vieles erreicht. Anhand unseres langjährigen Umweltmanagements sehen wir genau, welche Ressourcen wir wo einsetzen und wo man allenfalls noch optimieren kann.

Und?

Bei der Gebäudetechnik lassen sich durch die technologische Weiterentwicklung immer wieder Effizienzgewinne erzielen. Zuletzt etwa bei der Sanierung unseres Hauptsitzes in Basel. Dabei haben wir auch unsere alte Fotovoltaikanlage modernisiert und vergrössert. Wir können also durchaus auch noch optimieren, denn jede Einsparung von Energie und Emissionen ist wichtig. Das ist nicht zuletzt eine Frage der Glaubwürdigkeit.

Aber die Nachhaltigkeitsbemühungen haben auf den Klimaschutz einen bescheidenen Einfluss.

Im Betrieb ist das so. Im Anlagegeschäft hingegen können wir unseren Kundinnen und Kunden durchaus einen nachhaltigen Mehrwert bieten. Klimawandel, Wasserknappheit, Ressourcenknappheit und so weiter sind Herausforderungen, die auch für Anlegerinnen und Anleger relevant sind. Anhand von nachhaltigen Geldanlagen ist es möglich, Anlageportfolios so zu konstruieren, dass sie diese Herausforderungen mitberücksichtigen. Schliesslich geht es für Anlegerinnen und Anleger darum, in jene Firmen zu investieren, die erfolgreich auf zukunftsträchtige Technologien setzen, und nicht etwa in eine Automarke ohne Elektroautos.

Fördert man dadurch zum Beispiel die Herstellung von Elektroautos?

Das leider kaum. Die Anleger investieren im sogenannten Sekundärmarkt. Anteile werden zwischen verschiedenen Investoren gekauft und verkauft. Wie stark da Nachhaltigkeitsüberlegungen eine Rolle spielen, spürt das investierte Unternehmen kaum. Das ist bei einer Detailhändlerin wie Coop anders. Wenn ich ein Bio-Produkt kaufe, merkt das Unternehmen direkt, dass Bio gefragt ist.

Also bringt nachhaltiges Anlegen wenig?

Das würde ich nicht sagen. Betriebliche Standards für Umwelt, Sozialverhalten und Unternehmensführung sind sehr wichtige Themen, und Unternehmen, die diese nicht im Griff haben, werden langfristig schlechter abschneiden. Das macht nachhaltiges Anlegen aus.

Nun haben die meisten Anlegerinnen und Anleger Fonds mit vielen Titeln. Das überfordert, wenn man alle Titel prüfen will.

Definitiv. Nachhaltigkeitsanalysen von Firmen sind komplex und aufwendig. Doch es gibt nachhaltige Anlagefonds, bei denen die Anlegerinnen und Anleger sich darauf verlassen können, dass alle enthaltenen Firmen offizielle Nachhaltigkeitsratings aufweisen. Wir haben ein System mit AAA, AA, A, B und so weiter. Alles, was schlechter ist als A, fällt grundsätzlich weg. So hat man die Garantie, dass man nur in die bessere Hälfte aller Unternehmen investiert.

Wie gut ist denn ein Unternehmen, das nur ein A hat statt AAA?

Es handelt sich hierbei um Branchenratings, beispielsweise aus der Automobilbranche, der IT, Pharma und so weiter. Die Ratings sind relativ und stellen fest, welches Unternehmen besser ist als ein anderes aus derselben Branche.

Das heisst, ein Unternehmen mit AAA ist nicht zwingend gut, sondern einfach besser als die anderen derselben Branche?

Richtig, so funktioniert das System. Würde man das Rating absolut einteilen, hätten ressourcenintensive Branchen einen sehr schweren Stand, was so pauschal auch nicht sinnvoll ist. Aber wir stufen gewisse Branchen aus Nachhaltigkeitssicht als so problematisch ein, dass wir in diese von vornherein erst gar nicht investieren. Zum Beispiel die Tabakindustrie, Pornografie, Atomwirtschaft oder die Rüstungsindustrie. Hier keimt derzeit eine Diskussion auf, ob Rüstungsgüter nicht doch nachhaltig sein können mit Blick auf das Recht auf Selbstverteidigung. Das sind jedoch sehr kontroverse Diskussionen und wir halten daran fest, dass Rüstungsfirmen in kein nachhaltiges Portfolio gehören.

«Nachhaltiges Anlegen ist heute Mainstream.»
Ennio Perna, Leiter Fachstelle Nachhaltigkeit

Muss man beim nachhaltigen Anlegen weniger Rendite in Kauf nehmen?

Nein. Die Renditen sind ähnlich. Man versucht ja, die Qualität des Portfolios durch den nachhaltigen Aspekt zu verbessern, und berücksichtigt genau wie bei traditionellen Geldanlagen auch konsequent die finanzielle Qualität der investierten Firmen.

Warum gibt es noch Anlagen, die nicht nachhaltig sind?

Es ist nach wie vor nicht durchgängig bekannt, wie diese funktionieren. Daher werden immer noch viele traditionelle Fonds nachgefragt. Doch der Trend geht in Richtung nachhaltiges Anlegen und mittlerweile ist es im Mainstream angekommen - völlig zu Recht, denn es handelt sich hier um Informationen und Kriterien, die zu einem Anlageentscheid standardmässig dazugehören.