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Marktausblick

Mehr Lockdowns gegen den Klimawandel?

Die weltweiten Lockdowns haben die Wirtschaft und die Gesellschaft brutal getroffen, Staaten, Firmen und Private kämpfen darum, ihren Weg durch die Krise zu finden. Im verordneten Stillstand gibt es aber einen Gewinner: das Klima. Bis heute wurde 2020 tatsächlich bereits jetzt so viel weniger CO2 ausgestossen, wie wir jedes Jahr einsparen müssten, um die Klimaerwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Dieses 1,5 Grad-Ziel wurde am Pariser Klimagipfel 2015 vereinbart. Ohne jährliche Lockdowns zugunsten des Klimas können wir mit nachhaltigen Investitionen den Klimawandel bekämpfen.

Können Lockdowns helfen, die Klimaerwärmung zu reduzieren?

2020 ist ein gutes Jahr für das Klima, denn der jährlich notwendige Rückgang des CO2-Ausstosses zur Erreichung der Klimaziele sollte dieses Jahr erreicht werden. Der Lockdown verhinderte Flugreisen für Freizeit und Beruf und dank Homeoffice ging der Pendlerverkehr auf ein Minimum zurück. Die Klimaforscher der IEA (International Energy Agency) gehen davon aus, dass Länder mit harten Corona-Massnahmen bis zu 25% Energie pro Woche sparen. Global verbrauchten wir allein im ersten Quartal 2020 rund 3.8% weniger Energie und sogar 8 % weniger Kohle. Nur die Produktion von erneuerbaren Energien nahm zu. Weltweit rechnet die IEA dieses Jahr mit einem um 8% geringeren CO2-Emissions-Volumen. Zu diesem Rückgang trägt Kohle mit über 40 % am meisten bei, gefolgt von Erdöl.

Jährlich die gleiche Einsparung notwendig

Zuerst einmal sind diese Zahlen ja sehr erfreulich. Aber auf den zweiten Blick folgt die Ernüchterung. Die UNO hat 2019 berechnet, dass die Emissionen die nächsten zehn Jahre um jährlich 7,6% sinken müssten, um die Klimaerwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Für die 2 Grad-Limite wäre eine Reduktion von 2,7% pro Jahr notwendig.

Mittlerweile wird der Lockdown global immer mehr gelockert und die Wirtschaft nimmt wieder Fahrt auf. Entsprechend besteht die Gefahr, dass die CO2-Emissionen nun neue Höchststände erreichen. Wir glauben, dass dem unter anderem durch alternative Energiegewinnung entgegengewirkt werden kann.

Covid-19 hat gezeigt, wie stark eine Pandemie die globale Wirtschaft negativ beeinflussen kann. Wie viel verheerender wären im Vergleich dazu die Folgen eines irreversiblen Klimawandels?

«Dank des Lockdowns wird das jährliche Reduktions-Soll erfüllt.»
Nicolas Hefti,Finanzanalyst und Patrick Schürmann, Portfoliomanager

Big Oil teilweise auf dem Weg zu Big Energy

An den zahlreichen weltweiten Initiativen zum Stopp des Klimawandels haben sich Öl- und Gaskonzerne bisher nicht aktiv beteiligt. Das ist auch kein Wunder, denn sie leben davon, fossile Energiequellen aufzuspüren und zu fördern. Damit waren sie zwischen 1965 und 2017 für rund ein Drittel der gesamten Treibhausgasemissionen verantwortlich, wie das Climate Accountability Institute analysiert hat. Darum ist ohne das Engagement der Öl- und Gasbranche die Energiewende nicht zu schaffen.

In den letzten Jahren haben nun mehrere grosse institutionelle Investoren den Druck auf die Branche deutlich erhöht, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Anfang dieses Jahres haben fünf «Big Oil»-Konzerne reagiert: BP, Royal Dutch Shell, Total, Eni und Equinor wollen ihre CO2-Emissionen bis zum Jahr 2050 deutlich verringern und dafür sukzessive weniger fossile Energieträger wie Öl- und Gas fördern. Die dadurch verlorenen Erträge sollen von Solar- und Windenergie, aber auch von anderen erneuerbaren Energien kompensiert werden. Big Oil transformiert sich damit (zumindest teilweise) zu Big Energy.

Transaktionen von Energieunternehmen pro Jahr im Bereich erneuerbarer Energien

Quelle: Bank Cler, Bloomberg, NEF

Nachhaltige Aktien mit besserer Performance

Das Beispiel der Ölkonzerne zeigt: Investoren haben Einfluss. Aber nachhaltige Anlagen lohnen sich auch. Das zeigt der Vergleich globaler Aktienanlagen anhand der breit beachteten MSCI Indizes. Der nachhaltige MSCI-SRI-Index weist gegenüber dem traditionellen MSCI-Index seit Anfang 2017 eine deutlich bessere Wertentwicklung auf (Abb.). Es hat sich also ausgezahlt, in nachhaltige Unternehmen mit guter Geschäftsführung und einer hohen sozialen Verantwortung (ESG-Ansatz) zu investieren. Auch während der Corona-Krise haben sich die nachhaltigen Investitionsansätze bewährt: Nachhaltigkeit wird darum für Anlegerinnen und Anleger immer wichtiger.

Nachhaltiger und traditioneller globaler Aktienindex im Vergleich
Auf 100 indexiert

Quelle: Bank Cler, Bloomberg

Klimawandel erfordert einschneidende Massnahmen

Die Corona-Krise zeigt eindrücklich, welch einschneidende Massnahmen eigentlich nötig wären, um die klimaschädlichen CO2-Emissionen zu reduzieren. Aber kann sich die Weltwirtschaft jährlich eine Auszeit in Form eines Lockdowns erlauben ohne grosse soziale Verwerfungen und finanzielle Einbussen? Wir denken nein. Wir sind der Meinung, dass Investitionen in nachhaltige Anlagen deshalb immer wichtiger werden. Wenn sogar Öl- und Gasunternehmen, die für einen grossen Teil der Treibhausgasemissionen verantwortlich sind, ihr Geschäftsmodell hinterfragen und mehr Nachhaltigkeit anstreben, ist die Hoffnung auf einen nachhaltigen Wandel gegeben.


Nachhaltig investieren, ja. Aber wie?