Was den Alltag betrifft, zeigt sich die Mehrheit der Befragten finanziell gut organisiert. 84% der Befragten geben an, einen guten Überblick über ihre Finanzen zu haben. Doch bei der Altersvorsorge wird eine Schwachstelle sichtbar: Nur 57% wissen genau, wo sie bei der Altersvorsorge stehen.
Finanzen sind für viele eine emotionale Belastung: 41% der Bevölkerung werden nervös, wenn sie über ihre finanziellen Verhältnisse nachdenken, 35% empfinden Gespräche über Geld als stressig. Besonders betroffen sind jüngere Personen sowie Haushalte mit Kindern. Personen ohne Kinder berichten häufiger von finanzieller Klarheit als Eltern. Gleichzeitig zeigt die Studie einen deutlichen Zusammenhang zwischen Klarheit, finanziellem Wohlbefinden und allgemeinem Wohlbefinden: 98% der finanziell Zufriedenen haben ihre Finanzen gut im Griff, bei den finanziell Gestressten sind es nur 68%. Personen mit höherem finanziellem Wohlbefinden berichten auch von höherer allgemeiner Lebenszufriedenheit. Wenn über Geld gesprochen wird, dann am ehesten in der Familie: 57% reden mit ihren Angehörigen über Geld.
Personen mit höherem finanziellem Wohlbefinden zeichnen sich durch ein anderes Finanzverhalten aus:
Digitale Angebote sind allgegenwärtig: 97% der Befragten nutzen E-Banking oder Mobile Apps, drei Viertel empfinden sie als hilfreich für den Überblick.
Social Media, Blogs oder Budget-Tools liefern selten echten Mehrwert. Nur 13 Prozent der Nutzenden empfinden solche Quellen als nützlich. Als deutlich wirksamer für die finanzielle Klarheit wird der familiäre Austausch und die professionelle Beratung empfunden.
Personen mit einer festen Beraterin oder einem Berater verfügen signifikant häufiger über einen klaren Überblick als Personen ohne. Gleichzeitig sehen über die Hälfte der Befragten Verbesserungspotential bei der Beratung. So könnten Beratungsangebote noch verständlicher, konkreter und alltagsnäher gestaltet werden.
«Beratung hat einen positiven Einfluss – doch sie muss ankommen. Mit einer verständlichen Sprache und unserem zielbasierten Beratungsansatz wollen wir finanzielle Klarheit schaffen und aufklären.»Sarah Braun
Im Vergleich der Deutschschweiz und Romandie zeigen sich deutliche Unterschiede:
Fazit: Finanzielle Klarheit als Schlüssel zum Wohlbefinden
Finanzielle Klarheit ist ein zentraler Baustein für mehr Wohlbefinden - vielen Menschen fehlt jedoch genau diese Klarheit, insbesondere bei langfristigen Themen wie Vorsorge. Die Studie macht sichtbar, dass Klarheit, Verhalten und Gesprächskultur zusammenwirken. Wer seine Finanzen besser versteht und darüber sprechen kann, berichtet deutlich häufiger von höherem Wohlbefinden. Finanzielles Wohlbefinden hängt nicht nur vom Einkommen, Vermögen oder der persönlichen Lebenssituation (z.B. Doppelverdiener, Wohneigentum etc.) ab. Zwar schaffen diese die materielle Basis für Sicherheit und Spielraum. Entscheidend ist jedoch auch, wie Menschen ihre finanzielle Situation wahrnehmen, verstehen und mit ihr umgehen.
«Über Geld zu sprechen, heisst auch, über den eigenen Umgang damit zu reden. So lernen wir voneinander, entdecken blinde Flecken und gewinnen finanzielle Klarheit. Dies kann mit einem höheren Wohlbefinden einhergehen. Zudem zeigt die Forschung, dass wir eher handeln und Ziele erreichen, wenn wir sie teilen», sagt Studienleiterin Selina Lehner (ZHAW). Dr. Holger Hohgardt Co-Studienleiter (ZHAW) fügt an: «Finanzielles Wohlbefinden hängt somit von verschiedenen Faktoren ab – ein Vorteil, weil es unterschiedliche Ansatzpunkte bietet.»
Die Studie basiert auf einer Online-Befragung von 1’057 Personen im Alter von 18 bis 79 Jahren aus der Deutschschweiz und der Romandie. Die Erhebung fand vom 23. September bis 2. Oktober 2025 unter Leitung der ZHAW statt und ist nach Geschlecht, Alter und Region repräsentativ für die Bevölkerung dieser Landesteile.
Die Analyse zeigt vier klar unterscheidbare Gruppen des finanziellen Wohlbefindens: Gestresste, die häufiger mit laufenden Ausgaben und Schulden kämpfen; Angespannte, die im Alltag mehrheitlich zurechtkommen, ihre Lage aber als fragil erleben; Gelassene, die Reserven aufgebaut haben und Finanzen seltener als Belastung sehen; und Zufriedene, die vorausschauend planen, auf stabile finanzielle Grundlagen bauen und sich sowohl heute als auch mit Blick auf die Zukunft sicher fühlen.