Nachhaltig orientierte Anlegerinnen und Anleger können aus einer Vielzahl möglicher Anlagefonds auswählen. Ein genauerer Blick in die einzelnen Anlagefonds fördert jedoch regelmässig grosse Unterschiede zutage. Je nach Definition der Nachhaltigkeit finden sich auch problematische Titel in den Anlagevehikeln. Ein Blick hinter die Kulissen und auf den Ansatz der Bank Cler.
Der Weg ist lang und steinig, bis wir einen nachhaltigen Anlagefonds empfehlen oder ihn in unseren nachhaltigen Delegationslösungen einsetzen. Oft scheitert es an den Ausschlusskriterien «Nuklearenergie» und «Gentechnologie in der Landwirtschaft» oder an der zu wenig stringent umgesetzten ESG-Analyse. Wir treten häufig in einen Dialog mit den Fondsgesellschaften. Dabei versuchen wir, Verständnis für unsere Sicht auf ESG zu schaffen und die Fondsmanagerin oder den Fondsmanager dazu zu bewegen, zusätzliche Kriterien anzuwenden. Am ehesten gelingt das bei den Ausschlusskriterien. So hat sich DNB Asset Management, eine Geschäftseinheit der norwegischen DNB Bank, im Rahmen des Evaluationsprozesses für ihren DNB Renewable Energy Fund bereit erklärt, das Ausschlusskriterium «Gentechnologie in der Landwirtschaft» zusätzlich zu berücksichtigen. Aufgrund dessen wurde sogar eine Aktie aus dem Portfolio entfernt.
Leider bleiben derartige Erfolge die Ausnahme. Dies zeigt u.a. das Beispiel Nuklearenergie: Firmen wie Iberdrola werden von Fondsmanagerinnen und Fondsmanagern ungern ausgeschlossen. Der spanische Versorger baut die Stromproduktionskapazitäten aus erneuerbaren Energiequellen rasant aus. Der Umsatzanteil von Kernenergie am Angebotsmix ist aber weiterhin signifikant. Dennoch findet sich der Titel von Iberdrola in zahlreichen nachhaltigen Portfolios. Es scheiden sich die Geister, ob Nuklearenergie aus ESG-Gesichtspunkten investierbar ist. Für die einen sprechen die Endlagerungsproblematik, der schmutzige Uranabbau oder das Risiko eines GAUs gegen diese Form der Energiegewinnung. Andere wiederum gewichten den Vorteil einer CO2-freien Stromerzeugung stärker und sehen nichts Falsches an einem Kernkraftwerksbetreiber in einem nachhaltigen Portfolio. Selbst die Europäische Kommission hat gemäss dem letzten Stand der EU-Taxonomie-Verordnung, einem Klassifizierungssystem für ökologisch nachhaltige Geschäftsaktivitäten, Investitionen in Kernkraftwerke unter bestimmten Voraussetzungen als nachhaltig eingestuft. Für uns bleibt Nuklearenergie für ein nachhaltiges Portfolio aber nach wie vor nicht investierbar.
«Wir bleiben unserem Verständnis von Nachhaltigkeit treu.»Daniel Breitenstein, Finanzanalyst
Gelegentlich werden nachhaltige Anlagen mit Impact Investing in Verbindung gebracht. Impact Investing verlangt ein wirkungsorientiertes Investieren. Im Gegensatz zum nachhaltigen Anlegen stellt das primäre Ziel die soziale und ökologische Wirkung dar, gekoppelt mit einer finanziellen Rendite (siehe Abb. 8). Ebenfalls sehr wichtig: Die Wirkung des investierten Frankens muss sowohl möglichst direkt als auch objektiv messbar sein.
Bei traditionellen Anlageklassen wie Aktien und Anleihen ist ein glaubwürdiges Impact Investing eigentlich nicht umsetzbar. Investiert wird meist in börsengehandelte Aktien und Anleihen. Bei derartigen Sekundärmarkttransaktionen steht auf der Gegenseite eine Investorin oder ein Investor als Verkäuferin oder Verkäufer. Der investierte Betrag kommt somit nicht direkt einem ökologischen oder sozialen Nutzen zugute. Es mangelt an der objektiven Quantifizierung einer allfälligen Wirkung. Der direkte Bezug des investierten Frankens zur positiven Wirkung fehlt ebenso. Dies gilt selbst bei nachhaltigen Anlagethemen wie Wasserwirtschaft, Erzeugung erneuerbarer Energie oder Energieeffizienz. Um beim Anlagefonds-Beispiel DNB Renewable Energy Fund zu bleiben: In dessen Portfolio befinden sich sogenannte «Problemlöser». Das sind Firmen, die Lösungen zur Senkung oder Vermeidung von Treibhausgasemissionen anbieten. Trotzdem ist dies aufgrund der vorgängigen Argumente nicht mit Impact Investing gleichzusetzen.
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Noch am ehesten können aus unserer Sicht Green Bond-Fonds und Social Bond-Fonds als Impact Investments bezeichnet werden. Wobei auch da der Vorwurf des Greenwashings immer häufiger auftaucht. Green und Social Bonds sind Anleihen, mit deren Emissionserlösen Projekte mit hohem ökologischem oder sozialem Nutzen finanziert werden. Zu bedenken ist hierbei, dass der zweckgebundene Bezug zum Projekt nur zum Zeitpunkt der Emission vorliegt.
Für ein glaubwürdiges wirkungsorientiertes Investieren muss der Schritt in das Segment der alternativen Anlagen gewagt werden. Konkret wären dies Privatmarktanlagen. Derartige Anlageformen sind meist institutionellen Anlegern vorbehalten und für Privatanlegerinnen und -anleger nicht ohne Weiteres zugänglich. Sehr bekannt sind Mikrofinanzanlagen. Dies sind privat platzierte Darlehen, die über Mikrofinanzinstitute an Kleinkreditnehmerinnen und Kleinkreditnehmer in Entwicklungsländern vergeben werden. Verfolgt wird dabei ein vornehmlich soziales Wirkungsziel, nämlich die Anhebung des Lebensstandards.
Auf unserer Empfehlungsliste für nachhaltige Anlagefondsführen wir mehrere Aktien- und Anleihefonds von anderen Anbietern, die unseren strengen Nachhaltigkeitsanforderungen genügen und zusätzlich einen starken ökologischen oder sozialen Bezug aufweisen. Dazu zählen neben nachhaltigen Themenfonds auch Green und Social Bond Fonds. Und für qualifizierte Anlegerinnen und Anleger, die an Impact Investing interessiert sind, bietet sich die Möglichkeit einer Anlage in einen Mikrofinanzfonds.